Drei Jahre. Drei ganze Jahre haben wir auf diesen Abend gewartet. Die Wartezeit haben wir uns letztes Jahr mit einem Besuch in Sergio Hermans Zweitrestaurant Pure C verkürzt. Auch wirklich sehr nett. Aber das Oud Sluis ist und bleibt halt die Krönung.
7 Amuse Bouches
Ich hätte von rechts beginnen sollen. Denn das Beste hebt man sich für den Schluss auf, nicht wahr? Hab ich aber leider nicht. Das links, in der halben, zerbrochenen Tasse, war nämlich ausgesprochen fein.
Das Auge isst mit.
Dieses kleine Stückchen VETTE ViS war ein Traum! Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so einen feinen Hering gegessen habe.
Mein absoluter Favorit waren aber diese kleinen Köstlichkeiten:
5 Gänge
Dieses kleine Eiskügelchen war, wenn ich mich richtig erinnere, von getrocknetem Seetang oder ähnlichem umgeben. Abgesehen davon, dass mir meine Zähne die Kühle etwas übel genommen haben, fand ich den Geschmack fantastisch.
Bei der Gänseleber (rechtes Bild unten, 3. Gang) waren wir alle einhellig der Meinung, dass der Gang nicht so ganz unseren Geschmack getroffen hat. Mir persönlich war die Säure für das Gericht zu vorherrschend.
Beim Wolfsbarsch gingen die Meinungen dagegen auseinander. Während ich ganz begeistert und mein Stück wirklich auf den Punkt gebraten war, fanden die Jungs, dass ihr Fisch ein klein wenig zu lange am Salzstein gelegen hatte. Kritik auf hohem Niveau.
Rehbock mit jungem Gemüse – ein Gedicht, unglaublich zartes Fleisch.
3 Desserts | Käse
Die Jungs entschieden sich für das Dessert bzw. eigentlich für die Desserts.
Mir war jedoch eher nach Käse und das sollte sich als keine all zu schlechte Entscheidung herausstellen. Die Auswahl an Käse aus der Gegend war toll (z. B. der belgische Bleu ganz rechts am Rand) und so hab ich mich bis auf den vom Löffel rinnenden Käse auch nur für belgische und holländische Sorten entschieden. Und jetzt ratet einmal, wer nach den Desserts noch etwas Käse bestellt hat? ;-) Gegenstand des Begehren war der bereits erwähnte Käs, der davon zu laufen versuchte: perfekt gereifter unpasteurisierter Epoisse. Immer wieder ein Genuss, wenn man ihm zum richtigen Zeitpunkt isst.
1 Champagner | 6 Weine + 4
Ein großer Dank geht an die Sommelière Lotte, die uns an diesem Abend begleitet hat und sich durch uns nicht aus der Ruhe hat bringen lassen. Wir waren bestimmt nicht die einfachsten Gäste. :-) Geschlagene 45 Minuten saßen wir zu viert vertieft in die Weinkarten, beratschlagten untereinander und mit der Sommelière, bis die Entscheidung gefallen war:
Finale
Und was für eines! Fast hätte ich sie stehen lassen, diese glorieus Haselnusscréme…
[Bewertung 2012 > Guide Michelin: 3 Sterne; The World’s 50 Best Restaurants: Platz 21]
Nachtrag 29.10.2012: Übernachtet haben wir im sehr charmanten Chico Y Luna, das ebenfalls Sergio Herman gehört. Den Bericht dazu gibt es hier.
Klingt nach einem sehr, sehr tollen Abend – ein bisschen neid ist schon da, denn Oud Sluis steht schon länger auf meiner Wunschliste.
Wenn es sich irgendwie einrichten lässt Eline, dann kann ich einen Besuch dort nur sehr empfehlen. Die Vielfalt an Aromen und Zusammensetzungen kann zwar mitunter etwas überfordern, zumindest ging es uns zeitweise so, aber das Gesamtpaket ist allemal ein Erlebnis. Sehr gut gefallen hat mir auch, dass es alles andere als steif dort war. Der Service ist sehr gut, aber nicht perfekt. Genau das macht es für mich sympathisch.
Das ist das Kreuz mit der Pellegrinoliste – Plätze werden immer rarer. Die Wartelisten immer länger. Aber es ist auch ganz großes Kino hier…. Und das in Holland.
Toller Bericht, herzlichen Dank! Drei Jahre Wartezeit – doch scheint, als hätte es sich gelohnt!
Wie läuft denn das Reservierungs-Procedre im Old Sluis – kann man langfristig vorher buchen oder muss man es immer wieder versuchen?
Danke!
Es hat sich alle mal gelohnt, kuechenreise. Ganz ehrlich. Sonst hätten wir für nächstes Jahr nicht schon die nächste Reservierung. :) Aber ich muss schon anmerken, dass uns bei einigen Gängen so der letzte Begeisterungssturm gefehlt hat. Vielleicht waren unsere Erwartungen nach all der langen Wartezeit und dem Hype um das Restaurant und den Koch aber auch ein wenig zu groß…
Hier auf der Internetseite findest du übrigens eine „Anleitung“ zur Reservierung. Mir ist kein besonderes Prozeder oder dergleichen bekannt.
[…] in der ganz passabel gefüllten Mini-Bar, genauso wie die Fahrten zum Oud Sluis (wo wir einen grandiosen Abend verbracht haben) und retour, sowie Internetnutzung. Letzteres leider eher theoretischer Natur, denn […]
[…] Blog post: http://www.lart-devivre.eu/blog/2012/09/09/oud-sluis-september-2… […]